Den Kopf oben behalten
Beim Einlass steht Jana Schulz schon auf der Bühne, nass, verheult, gebrochen. Nach der ersten Viertelstunde, nach einem verzweifelten Monolog, der immer wieder die Floskel "Aber ich behalte den Kopf oben" beschwört, stürzt sich die Darstellerin in den Bühnengraben, Black, Aus, Stück vorbei.
Doch dann taucht eine Projektion im Hintergrund auf: noch einmal Jana Schulz, kühl, stark, ikonographisch. Tatsächlich: Sie zwinkert uns zu: Bitte nicht ganz ernst nehmen, was wir hier sehen. Nur Spiel.
Karin Henkel hat am Hamburger Schauspielhaus Ödön von Horváths "Glaube, Liebe, Hoffnung" inszeniert, und das Ergebnis ist, fast will man sagen: eine Theateroffenbarung. Zum einen ganz klug aktualisiertes Regietheater, die Wirtschaftskrise von 1932 wird mit einfachsten Mitteln zu der von 2009, gegenwärtiges Theater wie es kaum besser sein kann. Zum anderen ein wunderbar postdramatisches Spiel mit dem Theatertext, Szenen werden umgestellt, wiederholt, remixt, alles funktioniert und alles fügt sich. Zum dritten ein wildes Spiel zwischen radikalem Körpertheater, hochtechnisierter Medienästhetik und, auch das, absurdem Maskentheater. Und schließlich: Jana Schulz.
Auf sie läuft hier alles zu. Während das übrige Ensemble fröhlich Identitäten tauscht, mal Mann ist und mal Frau, mal Karikatur und mal heftigster Realismus, mal Bulle und mal Kleingangster, ist Schulz als Elisabeth von Anfang an mit sich identisch. Das macht ihr Spiel zur schmerzhaft selbstentblößenden Höllenfahrt, das ist über weite Strecken kaum auszuhalten. Das ist großartig. Großer Beifall für das Ensemble, lobender Applaus für die Regisseurin. Und ein Saal außer Rand und Band als die Hauptdarstellerin auf die Bühne kommt.
P.S. Vollkommen uneitel verweise ich auf das Gespräch, das meine geschätzte Kollegin Jule und ich vor einem halben Jahr mit Jana Schulz geführt haben.
Doch dann taucht eine Projektion im Hintergrund auf: noch einmal Jana Schulz, kühl, stark, ikonographisch. Tatsächlich: Sie zwinkert uns zu: Bitte nicht ganz ernst nehmen, was wir hier sehen. Nur Spiel.
Karin Henkel hat am Hamburger Schauspielhaus Ödön von Horváths "Glaube, Liebe, Hoffnung" inszeniert, und das Ergebnis ist, fast will man sagen: eine Theateroffenbarung. Zum einen ganz klug aktualisiertes Regietheater, die Wirtschaftskrise von 1932 wird mit einfachsten Mitteln zu der von 2009, gegenwärtiges Theater wie es kaum besser sein kann. Zum anderen ein wunderbar postdramatisches Spiel mit dem Theatertext, Szenen werden umgestellt, wiederholt, remixt, alles funktioniert und alles fügt sich. Zum dritten ein wildes Spiel zwischen radikalem Körpertheater, hochtechnisierter Medienästhetik und, auch das, absurdem Maskentheater. Und schließlich: Jana Schulz.
Auf sie läuft hier alles zu. Während das übrige Ensemble fröhlich Identitäten tauscht, mal Mann ist und mal Frau, mal Karikatur und mal heftigster Realismus, mal Bulle und mal Kleingangster, ist Schulz als Elisabeth von Anfang an mit sich identisch. Das macht ihr Spiel zur schmerzhaft selbstentblößenden Höllenfahrt, das ist über weite Strecken kaum auszuhalten. Das ist großartig. Großer Beifall für das Ensemble, lobender Applaus für die Regisseurin. Und ein Saal außer Rand und Band als die Hauptdarstellerin auf die Bühne kommt.
P.S. Vollkommen uneitel verweise ich auf das Gespräch, das meine geschätzte Kollegin Jule und ich vor einem halben Jahr mit Jana Schulz geführt haben.
zahnwart - 23. Nov, 07:32
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