Die Schweiz
Die Schweiz war für mich immer eine Art Sehnsuchtsziel. Die waren dort immer ein Stück weit internationaler als in meiner schwäbischen Heimat, gleichzeitig aber auch nicht so sehr international, dass ich Angst hätte bekommen müssen. Viersprachig, weltoffen, aber eben mit hohen Bergen und tiefen Schluchten. In der Schweiz konnte man eine Ahnung von der großen Weite bekommen, sich aber in der Weite zu verlaufen, das dürfte schwierig werden.
Die Schweiz war für mich das Gegenstück zu Österreich. Österreich war Provinz, die Schweiz war sprühendes Leben, in völliger Verkennung der statistischen Realität, die der größten Stadt Österreichs, Wien, 1,7 Millionen Einwohner bescheinigte, während in der größten Schweizer Stadt, Zürich, gerade mal knapp 300000 Menschen lebten. Trotzdem war Österreich stockkatholisches Bauernland, während in der Schweiz coole Banker in der mir fremden Geisteshaltung Calvinismus die Zukunft entwarfen.
Überhaupt, Österreich. Mit dem Alpenverein wurde ständig nach Österreich gefahren, da man auf Grund irgendwelcher bilateraler Abkommen dort gratis in Berghütten nächtigen dürfte. Auf dem Gipfel grüßten einen die Österreicher mit "Berg Heil!", während ich traurig nach Westen schaute, dort das Rheintal und weiter hinten der Felsstock des Säntis, ach, die Schweiz!
Bilaterale Abkommen zwischen Österreich und der BRD, das gab es doch früher schon einmal, da wuchs zusammen, was irgendwie zusammen gehörte. Ganz anders die Schweizer: Die waren so ähnlich wie wir, nur eben keine verkappten Nazis. Dass die Schweizer Banken fröhlich Nazigelder verwalteten, dass die Schweizer ein Volk heftigst hochgerüsteter Militaristen waren, dass Christoph Blocher und seine SVP der österreichischen FPÖ in Punkto Chauvinismus und Fremdenfeindlichkeit kaum nachstanden, das interessierte mich nicht. Die Schweizer sagten zum Schwarzen "Negerli", und ein Negerli, das haute man doch nicht. Das herzte man.
Überhaupt, die Sprache. Immer ein "-li" an jedes zweite Wort rangehängt und das "R" hübsch gerollt, dann klappt das schon. Falsch! Die Schweizer hassen es, wenn Deutsche (die übrigens alle "Schwaben" oder "Nazis" genannt werden) ihre ureigene Sprache Schwyzerdütsch nachzumachen versuchen. Sie hassen uns ohnehin.
Aber: Stephan Eicher! Züri West! Young Gods! No Secrets in the Familiy! Baby Jail! Jellyfish Kiss! Saalschutz!
Was ich eigenlich sagen will: Gestern sah ich den sehr netten, sehr harmlosen, sehr charmanten Film "Die Standesbeamtin", in dem die wunderbare Marie Leuenberger höchts porös durch die Juraausläufer des Mittellands irrt, in dem viel rustikal schlageriger Mundartpop zu hören ist und in dem ohne Unterlass Schwyzerdütsch parliert wird. Und das ist wirklich sehr, sehr schön.
Die Schweiz war für mich das Gegenstück zu Österreich. Österreich war Provinz, die Schweiz war sprühendes Leben, in völliger Verkennung der statistischen Realität, die der größten Stadt Österreichs, Wien, 1,7 Millionen Einwohner bescheinigte, während in der größten Schweizer Stadt, Zürich, gerade mal knapp 300000 Menschen lebten. Trotzdem war Österreich stockkatholisches Bauernland, während in der Schweiz coole Banker in der mir fremden Geisteshaltung Calvinismus die Zukunft entwarfen.
Überhaupt, Österreich. Mit dem Alpenverein wurde ständig nach Österreich gefahren, da man auf Grund irgendwelcher bilateraler Abkommen dort gratis in Berghütten nächtigen dürfte. Auf dem Gipfel grüßten einen die Österreicher mit "Berg Heil!", während ich traurig nach Westen schaute, dort das Rheintal und weiter hinten der Felsstock des Säntis, ach, die Schweiz!
Bilaterale Abkommen zwischen Österreich und der BRD, das gab es doch früher schon einmal, da wuchs zusammen, was irgendwie zusammen gehörte. Ganz anders die Schweizer: Die waren so ähnlich wie wir, nur eben keine verkappten Nazis. Dass die Schweizer Banken fröhlich Nazigelder verwalteten, dass die Schweizer ein Volk heftigst hochgerüsteter Militaristen waren, dass Christoph Blocher und seine SVP der österreichischen FPÖ in Punkto Chauvinismus und Fremdenfeindlichkeit kaum nachstanden, das interessierte mich nicht. Die Schweizer sagten zum Schwarzen "Negerli", und ein Negerli, das haute man doch nicht. Das herzte man.
Überhaupt, die Sprache. Immer ein "-li" an jedes zweite Wort rangehängt und das "R" hübsch gerollt, dann klappt das schon. Falsch! Die Schweizer hassen es, wenn Deutsche (die übrigens alle "Schwaben" oder "Nazis" genannt werden) ihre ureigene Sprache Schwyzerdütsch nachzumachen versuchen. Sie hassen uns ohnehin.
Aber: Stephan Eicher! Züri West! Young Gods! No Secrets in the Familiy! Baby Jail! Jellyfish Kiss! Saalschutz!
Was ich eigenlich sagen will: Gestern sah ich den sehr netten, sehr harmlosen, sehr charmanten Film "Die Standesbeamtin", in dem die wunderbare Marie Leuenberger höchts porös durch die Juraausläufer des Mittellands irrt, in dem viel rustikal schlageriger Mundartpop zu hören ist und in dem ohne Unterlass Schwyzerdütsch parliert wird. Und das ist wirklich sehr, sehr schön.
zahnwart - 1. Nov, 13:25
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