Weihnachtsgeschichte, viertens: Konzert
Zu Teil 1 geht es hier.
Von außen: ein typisches Großelterncafé, bisschen plüschig, bisschen in die Jahre gekommen, wahrscheinlich mit gutem Kuchen. Innen: ein vollgequalmtes Vorzimmer, wir sitzen im Raucherraum. Überhaupt, Raucherraum: Durch eineinhalb Jahre Nichtraucherschutzgesetz habe ich mich zu einem Asketen entwickelt, den es massiv stört, dass in diesem Land in jeder Gaststube gequarzt werden darf, egal ob jemand isst oder nicht. Wir ziehen weiter ins Café, ein weiterer Raucherraum, dann noch ein Zimmer, nein, kein Zimmer: ein Saal. Mit Tanzfläche. Und Lichtorgel. Der Kaffee schmeckt nicht, die Menschen sind laut, außerdem habe ich den Eindruck, dass es auch hier, in der Nichtraucherzone, stinkt.
Und dann tritt die Band auf. Tanztee, nein: Weihnachtsmelodien.
Die Band, das ist: ein älterer Herr mit längeren, schütteren, vor allem aber gefärbten Haaren im roten Hemd. Und eine unglaublich dünne, unglaublich langbeinige Schönheit. Die spielen jetzt hier auf, oder was? Das Café füllt sich, anscheinend kommen Gäste extra wegen dieses Auftritts, das Rothemd baut eine Batterie aus Keyboard, Sampler und Heimorgel auf, die Schönheit steht missmutig da. Irgendjemand hat ihr wohl gesagt, sie solle sich schon mal fertig machen und auf die Bühne, dabei ist als Beginn 15.30 angesetzt, und wir haben noch nicht einmal drei. Rothemd lacht, Schönheit muffelt.
Dann spielen sie. Eine Elvis-Schnulze, Jingle Bells, Little Drummer Boy. Rothemd schmalzt, lässt die Hawaiigitarre sülzen, haut billigste Drumbeats raus, Schönheit jubiliert in höchsten Tönen. I’m dreaming of a white christmas. Es ist grauenhaft. Findet das Publikum so etwas schön? Das Publikum reagiert nicht, eine träge Masse, einzig ein paar Kinder entern die Tanzfläche und hüpfen, begeistert davon, dass hier etwas passiert, wenigstens etwas. Schönheit jubiliert, lächelt kalt, zack, die Mundwinkel wieder nach unten. Schönheit kann auf jeden Fall singen, ich nehme an, ein Après-Ski-Nachmittag im Dorfcafé gibt auch ganz schön Kohle, ein Nachmittag mit Weihnachtsmelodien wahrscheinlich gleich noch einen Batzen mehr, aber trotzdem: Ob sie sich ihre Zukunft so vorgestellt hat, mit ihrer unüberhörbar talentierten und ausgebildeten Stimme, mit ihren endlosen Beinen? Ich überlege, in welcher Beziehung sie zum mindestens doppelt so alten Rothemd steht, der von Anfang an klar stellt, dass er der musikalische Kopf hinter dem Duo ist und sie nur das schmückende Beiwerk mit, zugegeben, guter Stimme. Und jetzt ein bisschen was Weihnachtliches. Es ist die Hölle.
To be continued.
Von außen: ein typisches Großelterncafé, bisschen plüschig, bisschen in die Jahre gekommen, wahrscheinlich mit gutem Kuchen. Innen: ein vollgequalmtes Vorzimmer, wir sitzen im Raucherraum. Überhaupt, Raucherraum: Durch eineinhalb Jahre Nichtraucherschutzgesetz habe ich mich zu einem Asketen entwickelt, den es massiv stört, dass in diesem Land in jeder Gaststube gequarzt werden darf, egal ob jemand isst oder nicht. Wir ziehen weiter ins Café, ein weiterer Raucherraum, dann noch ein Zimmer, nein, kein Zimmer: ein Saal. Mit Tanzfläche. Und Lichtorgel. Der Kaffee schmeckt nicht, die Menschen sind laut, außerdem habe ich den Eindruck, dass es auch hier, in der Nichtraucherzone, stinkt.
Und dann tritt die Band auf. Tanztee, nein: Weihnachtsmelodien.
Die Band, das ist: ein älterer Herr mit längeren, schütteren, vor allem aber gefärbten Haaren im roten Hemd. Und eine unglaublich dünne, unglaublich langbeinige Schönheit. Die spielen jetzt hier auf, oder was? Das Café füllt sich, anscheinend kommen Gäste extra wegen dieses Auftritts, das Rothemd baut eine Batterie aus Keyboard, Sampler und Heimorgel auf, die Schönheit steht missmutig da. Irgendjemand hat ihr wohl gesagt, sie solle sich schon mal fertig machen und auf die Bühne, dabei ist als Beginn 15.30 angesetzt, und wir haben noch nicht einmal drei. Rothemd lacht, Schönheit muffelt.
Dann spielen sie. Eine Elvis-Schnulze, Jingle Bells, Little Drummer Boy. Rothemd schmalzt, lässt die Hawaiigitarre sülzen, haut billigste Drumbeats raus, Schönheit jubiliert in höchsten Tönen. I’m dreaming of a white christmas. Es ist grauenhaft. Findet das Publikum so etwas schön? Das Publikum reagiert nicht, eine träge Masse, einzig ein paar Kinder entern die Tanzfläche und hüpfen, begeistert davon, dass hier etwas passiert, wenigstens etwas. Schönheit jubiliert, lächelt kalt, zack, die Mundwinkel wieder nach unten. Schönheit kann auf jeden Fall singen, ich nehme an, ein Après-Ski-Nachmittag im Dorfcafé gibt auch ganz schön Kohle, ein Nachmittag mit Weihnachtsmelodien wahrscheinlich gleich noch einen Batzen mehr, aber trotzdem: Ob sie sich ihre Zukunft so vorgestellt hat, mit ihrer unüberhörbar talentierten und ausgebildeten Stimme, mit ihren endlosen Beinen? Ich überlege, in welcher Beziehung sie zum mindestens doppelt so alten Rothemd steht, der von Anfang an klar stellt, dass er der musikalische Kopf hinter dem Duo ist und sie nur das schmückende Beiwerk mit, zugegeben, guter Stimme. Und jetzt ein bisschen was Weihnachtliches. Es ist die Hölle.
To be continued.
zahnwart - 29. Dez, 11:33
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