Donnerstag, 11. Dezember 2008

Bon Jovi

Ja, schon klar. Bon Jovi. Peinlich. Male-white-heterosexual-corporate rock. Ganz übel. Männer mit schlimmen Frisuren, engen Hosen, jaulenden Gitarren, brünftigen Stimmen. Nichts will ich damit zu tun haben.
Aber, doch, ich habe. Ich habe. 1986 erschien "Slippery when wet", eine ideenarme Hair-Metal-Platte, die für mich damals leider das Nonplusultra an Energie darstellte. "Shot to the heart!", ein Brüllen, ein knallendes Schlagzeug, "You're to blame!", übersteuerte Gitarren, produktionstechnisch sowas von State of the art, "Baby, you give love a bad name" Wo-hoo! Eine arge Platte, aber, um ehrlich zu sein, ein Meisterwerk im Vergleich zu dem, was Bon Jovi in der Folge ablieferten. Denn es folgten: Kitschballaden, Country für Arme, grauenhafte Ambitionen als Schauspieler, Modelehen, Modelscheidungen, Alkoholprobleme, politisches Engagement für Kerry und später Obama (wenigstens das). Heute: yellow press.
Was dabei verloren geht: dass Bon Jovi auch einzelne, seltene Sternstunden hatten. Sehnsüchtige, laute, rauhe Songs, bei der das Sentiment noch nicht zum Kitsch verfettete. Songs wie Wanted dead or alive, von "Slippery when wet", 1986.

Fast Forward

Vielleicht: so eine Art Mixtape. Eine Kassette für jemanden, den man sehr mag. Hallo Kassettenmädchen, hallo Internet.

The Cure

The Cure ist die Band, die eigentlich immer dabei war. 1986 kaufte ich mir die Kassettenversion von "Standing on a beach - the singles", das gefiel mir damals, weil es nicht so prollig war wie Punk, nicht so kitschig wie Wave, das ging ins Ohr und blieb da. The Cure wurden größer und erfolgreicher, sie wurden poppiger und sperriger, sie wurden nach und nach irrelevant, aber sie wurden nie blöde. Sie machten wuchtige Platten wie "Disintegration" (1989), sie machten Ausflüge in den Rocksumpf wie "Wish" (1992) und "The Cure" (2004), sie leisteten sich mit "Wild mood swings" (1996) auch einen echten Totalausfall an Kreativität, der aber dennoch ein, zwei schöne Songs beinhaltete, weswegen mir die Band auch damals nicht endgültig verleidet wurde. Nach und nach entwickelten The Cure Humor, das machte es leichter, schwächere Alben zu verzeihen - die konnten ja selbst darüber lachen. Ohnehin habe ich durch The Cure gelernt, was für ein unglaubliches Souveränitätsplus man durch Ironie und Humor bekommt. Ist alles nicht so schlimm, doch, in Wahrheit ist alles noch viel schlimmer, man kann eigentlich nur noch darüber lachen. Lachen und weinen.

Im Laufe der Zeit gefielen mir die poppigen, schrägen, zwiespältigen Cure immer besser als die düsteren, wuchtigen Cure, da ist mein Empfinden anders als das der meisten Fans (und wohl auch der Band selbst). Nur noch selten höre ich heute "Disintegration" oder "Pornography" (1982). Aber was ich immer noch liebe: "Kiss me kiss me kiss me" (1987), eine überbordende CD voller Lebensfreude und Todessehnsucht, Sex und Körperangst, Fleisch und Kopf. Von der kommt auch der erste Clip auf diesem Blog: The Cure mit Catch.

Aus der Bandschublade

Die Bandschublade beinhaltet Musik von weit unten. Bands, die mir mal wichtig waren. Bands, die ich vergessen habe. Bands, die mir ein bisschen peinlich sind. Bands, zu denen ich grundsätzlich mal etwas sagen wollte. Bands, die ich heute immer noch gerne höre. Nicht regelmäßig aktualisiert, mehr so nach persönlicher Eingebung: "Ach, zu Run DMC wollte ich mir doch schon länger mal was erzählen ..." Kommentare sind im Rahmen der üblichen Freundlichkeitsgepflogenheiten erwünscht, natürlich. Und wenn es klappt, dann gibt es auch Hörbeispiele, versprochen.

Viel Spaß.

Aus der Bandschublade

Die Bandschublade war einmal ein Musikblog. Es ging um Bands, die mir einmal wichtig waren. Bands, die ich vergessen habe. Bands, die mir ein bisschen peinlich sind. Bands, zu denen ich grundsätzlich mal etwas sagen wollte. Bands, die ich heute immer noch gerne höre. Die Bandschublade ist heute: Ein Blog über alles und jedes. Ein Blog über Kunst und Kultur. Ein Blog über Politik. Ein Blog über das Leben in der Stadt. Ein Blog über mich und dich und uns. Und auch ein Musikblog, immer noch. Kommentare sind im Rahmen der üblichen Freundlichkeitsgepflogenheiten erwünscht, natürlich.

Der Autor

Falk Schreiber, Kulturredakteur, Hamburg / Kontakt: falk (dot) schreiber (at) gmx (dot) net / Mehr im Web: Xing, Facebook und Myspace

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Zuletzt aktualisiert: 20. Jun, 17:37

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