Der Rest von uns ist Bank
Es dauert: knapp vier Stunden. Ohne Pause. Dafür mit Rockmusik-Einlagen. Und Mittmachtheaterpassagen. Und einer enervierend langsam von 99 auf Null runterzählenden Uhr. Und einem Choral, "Der Rest von uns ist Bank", den auf der Bühne Schauspieler im Schafskostüm und links von mir eine Zuschauerin begeistert mitsingen. Dieser Theaterabend zerrt an den Nerven, sehr.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Elfriede Jelineks Die Kontrakte des Kaufmanns am Thalia Theater war ein ganz großartiger Theaterabend. Wahrscheinlich das Beste, was ich seit langem gesehen habe.
Nämlich weil: Regisseur Nicolas Stemann gar nicht versucht, den Jelinekschen Textbrocken in irgendeine dramatisierbare Form zu quetschen. Es gibt besagte 99 Seiten Text (die, wenn man Stemann glauben kann, regelmäßig von der Autorin erweitert werden, um dann vom Regisseur wieder zusammengekürzt zu werden), es gibt tolle Schauspieler (Patrycia Ziolkowska! Daniel Lommatzsch!), von Anfang an spielt auch der Regisseur irgendwie mit, irgendwann hat auch der Dramaturg (der Dramaturg!) einen langen Monolog zu sprechen, den er heftigst übergeigt. Mit anderen Worten: Es ist ein großes, lustiges, bitteres Chaos, was hier über die Bühne schwappt. Und damit ist es ziemlich genau das einzige, was sich über die Finanzkrise guten Gewissens sagen lässt.
Denn darum geht es in "Die Kontrakte des Kaufmanns": um die Finanzkrise. Beziehungsweise darum, dass wir gar nichts richtiges über die Finanzkrise sagen können. Weil die Worte fehlen, weil es zu kompliziert ist für Betriebswirte und Juristen, was sollen dann Theatermacher und Literaten sagen? Sie sagen nichts, sie lachen irr, und ohne es zu merken, ist ihr Lachen zum Weinen geworden.
Im Theater gewesen. Ausgelaugt. Berührt. Fertig.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Elfriede Jelineks Die Kontrakte des Kaufmanns am Thalia Theater war ein ganz großartiger Theaterabend. Wahrscheinlich das Beste, was ich seit langem gesehen habe.
Nämlich weil: Regisseur Nicolas Stemann gar nicht versucht, den Jelinekschen Textbrocken in irgendeine dramatisierbare Form zu quetschen. Es gibt besagte 99 Seiten Text (die, wenn man Stemann glauben kann, regelmäßig von der Autorin erweitert werden, um dann vom Regisseur wieder zusammengekürzt zu werden), es gibt tolle Schauspieler (Patrycia Ziolkowska! Daniel Lommatzsch!), von Anfang an spielt auch der Regisseur irgendwie mit, irgendwann hat auch der Dramaturg (der Dramaturg!) einen langen Monolog zu sprechen, den er heftigst übergeigt. Mit anderen Worten: Es ist ein großes, lustiges, bitteres Chaos, was hier über die Bühne schwappt. Und damit ist es ziemlich genau das einzige, was sich über die Finanzkrise guten Gewissens sagen lässt.
Denn darum geht es in "Die Kontrakte des Kaufmanns": um die Finanzkrise. Beziehungsweise darum, dass wir gar nichts richtiges über die Finanzkrise sagen können. Weil die Worte fehlen, weil es zu kompliziert ist für Betriebswirte und Juristen, was sollen dann Theatermacher und Literaten sagen? Sie sagen nichts, sie lachen irr, und ohne es zu merken, ist ihr Lachen zum Weinen geworden.
Im Theater gewesen. Ausgelaugt. Berührt. Fertig.
zahnwart - 9. Okt, 18:51
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