Donnerstag, 26. November 2009

Wohnfront

Was ich ganz schön finde: Meine Biografie an Hand meiner unterschiedlichen Wohnungen nachzuvollziehen. Leider ohne Fotos, von den meisten Wohnungen gibt es keine.

1. Thalfingen
1.1. Eichenstraße, 1972
Keine wirkliche Erinnerung. Hey, ich war frisch geschlüpft. Aber: Kurzzeitig lebte ich in Bayern, immerhin. Das damals unabhängige Thalfingen, soviel nur nebenbei, ist mittlerweile integriert in die Gemeinde Elchingen, Kreis Neu-Ulm.

2. Ulm
2.1. Eugen-Bolz-Straße, 1972-81
Kindheit. Eine Drei-Zimmer-Wohnung in einem zweistöckigen Häuschen. Erdgeschoss, am Hang, über uns die Vermieterin. Eigentlich schöne Erinnerungen. Zu klein geworden, nachdem meine Schwester auf die Welt kam.

2.2. Bei der Pilzbuche, 1981-92
Außerdem wollten meine Eltern wohl was eigenes. Wir blieben im Viertel (Ulm-Böfingen, ein sozial extrem heterogener Stadtteil, der sich im Gegensatz zur Ulmer Innenstadt auf der Albhochfläche befindet), zogen aber ein paar Kilometer hangaufwärts ins Neubaugebiet. Platz, eigenes Zimmer, großer Garten. Ganz schön, eigentlich. Fand ich als Pubertierender natürlich grauenhaft. Was wirklich nicht so toll war: Fast eine Dreiveirtelstunde mit dem Bus in die Innenstadt zur Schule zu fahren. Und überhaupt: dorthin, wo was los war.

3. Tübingen
3.1. Nikolaus-Lenau-Straße, 1992-93
Erste eigene Wohnung. Beziehungsweise: erstes eigenes Zimmer. Unterm Dach im Neubau eines jungen Paares, er Zeitsoldat, sie Hausfrau. Im Nebenzimmer: ein älterer BWL-Student, mit dem ich kaum ein Wort wechselte, der sich allerdings bei den Vermietern über meinen Lärm beschwerte. Schon wieder Neubaugebiet, schon wieder Vorort (Tübingen-Hirschau), schon wieder eine Dreiviertelstunde in die Innenstadt (zuzüglich ging es von der Innenstadt auch noch auf den Berg, in die naturwissenschaftlichen Institute der Morgenstelle, wo ich kurzzeitig studierte). Außerdem musste ich am Wochenende nach Hause fahren, damit die Vermieterin mein Zimmer putzen konnte. Mit anderen Worten: die Hölle. Für mich das Paradies auf Erden.

4. Gießen
4.1. Eichendorffring, 1993-95
Studentenwohnheim. Neun Quadratmeter, eine (recht geräumige) Küche, zwei Duschen und zwei Toiletten für zwölf Mitbewohner. Und was für Mitbewohner: Spießer, Jungunionisten, Wochenendheimfahrer. Am Stadtrand Gießens, in direkter Nachbarschaft zum Autobahnring. Das klingt jetzt schlimmer als es eigentlich war. Was allerdings wirklich stimmt: Es hätte viel, viel besser sein können.

4.2. Roonstraße, 1995-98
Besser war es dann hier: Gießen-Downtown, Hochparterre, 16 Quadratmeter, Dusche (mit kaum zuverlässigem Boiler) und Kochgelegenheit im Zimmer, Toilette im Treppenhaus. Das (lebensgefährliche) Hochbett sorgte dafür, dass man eine ganze Menge Platz hatte. Immerhin: Ich hatte eine Sofaecke! Und einen Schreibtisch! Schade allerdings, dass der Vermieter es toll fand, auf die wunderschön abgeschliffenen Dielen einen Teppichboden zu legen.

5. Berlin
5.1. Willibald-Alexis-Straße, 1998-99
Die erste (und einzig echte) WG! Mit einem Punk! In Kreuzberg! Kohleofen! Zwei Zimmer, 40 Quadratmeter, ehemals besetzter, denkmalgeschützter Altbau mit reichlich Renovierungsstau, 5. Stock. Es war großartig, wenn auch die Dusche mit nicht funktionierendem Durchlauferhitzer sehr gewöhnungsbedürtfig war. Trotzdem: Jederzeit würde ich das wieder machen.

4. Gießen
4.3. Kirchenplatz, 1999-2001
Zurück nach Gießen. Zum ersten Mal mit der Liebsten zusammengezogen, noch zentraler ins Zentrum, in eines der wenigen mittelalterlichen Häuser dieser nach dem Krieg entsetzlich verschandelten Stadt. Gedacht war das noch als eine Art WG, sie hatte ihr Zimmer, ich meines, außerdem hatte sie ein Arbeitszimmer, und in der geräumigen Küche konnten wir uns gut aufhalten. Eigentlich hatte ich vor, hier meine Doktorarbeit zu schreiben, stattdessen nahm ich einen Job als Lokaljournalist an, im Taunus, 40 Kilometer entfernt. Was hieß: Ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben ein Auto. Bei einer Wohnung in der Fußgängerzone ist das subotimal. Tolle Wohnung, trotz allem.

6. Hamburg
6.1. Scheel-Plessen-Straße, 2001
Die Horrorwohnung. Ich ging nach Hamburg, um ein Volontariat zu machen, die Liebste blieb in Gießen, und nachdem ich länger nichts fand, zog ich bei einer jungen Frau in einen Altbau direkt am Bahnhof Altona ein. Mein Zimmer hatte knapp acht Quadratmeter (für die ich immerhin die halbe Wohnungsmiete abdrücken durfte), ab April stand die Luft, nachts prügelten sich die Alkis vor der Absturzkneipe im Erdgeschoss, vom gegenüberliegenden Bahnsteig tönte alle zwei Stunden die Ansage „Auf Gleis drei fährt jetzt ab: Interregio 1564 nach Karlsruhe über Hannover, Kassel, Gießen ...“, und mein fernbeziehungsmäßig verliebtes Herz begann, zu bluten. Zudem hatte meine Mitbewohnerin zwei kleine Kinder, die zwar die meiste Zeit beim Vater verbrachten, einem, wenn sie aber da waren, das Leben zur Hölle machten. Und auch wenn sie nicht da waren, versiffte die Miniwohnung zusehends. Drei Monate hielt ich es aus.

6.2. Friesenweg, 2001-2004
Eine Wohnung der Wohnungsbaugesellschaft. Was bedeutet: Anonymität! Keine nervenden Vermieter! Schön! Gut, die Wohnung war klein, aber sie war meins. Gut, die Gegend war ein öde Brache zwischen Industrie- und Neubaugebiet, aber egal. Ich wohnte hier gerne, in einem kleineren Wohnblock mit Tendenz zur Gettoisierung – nachdem ich ausgezogen war, ging es mit der Gegend anscheinend immer weiter bergab. Zur Lage: Der Friesenweg bildet die Grenze zwischen den Vierteln Ottensen (cool) und Bahrenfeld (öde), meine Wohnung lag noch auf ottenser Seite. Was Kollege J. zur Feststellung verleitete: „Hipnessfaktor von Bahrenfeld, Preisniveau von Ottensen.“ Blödsinn: Die Wohnung war spottbillig.

6.3. Woyrschweg, 2004-2006
Endlich Platz! Eine Zweizimmerwohnung ganz für mich alleine, dazu eine riesige Wohnküche! In einem wunderschönen Altbau! Mit Blick auf einen kleinen Park! Natürlich hatte der Woyrschweg auch seine Macken – und ich meine damit nicht den unaussprechlichen Straßennamen. Sondern die Nachtspeicheröfen, die die Wohnung kaum warm bekamen. Und die Tatsache, dass ich nun endgültig in Bahrenfeld wohnte, also auf der Uncoolnessskala einen guten Schritt nach vorn gemacht hatte. Und weil ich hier den negativen Aspekt des (ansonsten nur zu empfehlenden) genossenschaftlichen Wohnens zu spüren bekam: den Hang zur Verspießerung bei der Hausgemeinschaft. Wenigstens die Nachtspeicheröfen kamen nach einem Jahr raus und wurden durch ganz großartige Fernwärme ersetzt, was die Wohnung zwar ein Stück teurer machte, dennoch ein großer Fortschritt war. Allerdings zog ich kurz darauf aus.

6.4. Bahrenfelder Chaussee, 2006-2009
Die Liebste zog endlich aus Gießen nach Hamburg, und für zwei Menschen (und vor allem: für zwei Haushalte) war es im Woyrschweg doch ein wenig eng. Nachdem wir lange (und zunehmend verzweifelt) gesucht hatten, bot uns die Wohnungsbaugenossenschaft endlich eine Wohnung an: um die Ecke (also weiter uncool), allerdings direkt an einer vierspurigen Straße. Die Hausgemeinschaft war auch ein wenig anders: Lebten im Woyrschweg Spießer, so lebten an der Bahrenfelder Chaussee Prollspießer, missgünstige, laute, aggressive Blockwarte. Ich habe noch nie Menschen erlebt, die solch eine Unfreundlichkeit und Überheblichkeit an den Tag legten, wie die Bewohner dieses unförmigen, riesigen Rotklinkerblocks. Die Wohnung selbst war klasse: riesig, ordentlich in Schuss, schön geschnitten. Wäre nicht die Straße. Und wären nicht die Mitbewohner.

6.5. Martin-Luther-Straße, seit 2009
Ganz was anderes. Ein Altbau in der Hamburger Neustadt, mit Balkon, zu Fuß drei Minuten zur Elbe, gegenüber des Michels. Schöner als man es sich vorzustellen wagt. Natürlich auch nicht ohne Wermutstropfen: Die Wohnung ist kleiner als in der Bahrenfelder Chaussee. Und in Schuss gehalten ist sie auch nicht so richtig. Egal. Erstmal kann das hier bleiben.

Montag, 23. November 2009

Den Kopf oben behalten

Beim Einlass steht Jana Schulz schon auf der Bühne, nass, verheult, gebrochen. Nach der ersten Viertelstunde, nach einem verzweifelten Monolog, der immer wieder die Floskel "Aber ich behalte den Kopf oben" beschwört, stürzt sich die Darstellerin in den Bühnengraben, Black, Aus, Stück vorbei.
Doch dann taucht eine Projektion im Hintergrund auf: noch einmal Jana Schulz, kühl, stark, ikonographisch. Tatsächlich: Sie zwinkert uns zu: Bitte nicht ganz ernst nehmen, was wir hier sehen. Nur Spiel.

Karin Henkel hat am Hamburger Schauspielhaus Ödön von Horváths "Glaube, Liebe, Hoffnung" inszeniert, und das Ergebnis ist, fast will man sagen: eine Theateroffenbarung. Zum einen ganz klug aktualisiertes Regietheater, die Wirtschaftskrise von 1932 wird mit einfachsten Mitteln zu der von 2009, gegenwärtiges Theater wie es kaum besser sein kann. Zum anderen ein wunderbar postdramatisches Spiel mit dem Theatertext, Szenen werden umgestellt, wiederholt, remixt, alles funktioniert und alles fügt sich. Zum dritten ein wildes Spiel zwischen radikalem Körpertheater, hochtechnisierter Medienästhetik und, auch das, absurdem Maskentheater. Und schließlich: Jana Schulz.
Auf sie läuft hier alles zu. Während das übrige Ensemble fröhlich Identitäten tauscht, mal Mann ist und mal Frau, mal Karikatur und mal heftigster Realismus, mal Bulle und mal Kleingangster, ist Schulz als Elisabeth von Anfang an mit sich identisch. Das macht ihr Spiel zur schmerzhaft selbstentblößenden Höllenfahrt, das ist über weite Strecken kaum auszuhalten. Das ist großartig. Großer Beifall für das Ensemble, lobender Applaus für die Regisseurin. Und ein Saal außer Rand und Band als die Hauptdarstellerin auf die Bühne kommt.

P.S. Vollkommen uneitel verweise ich auf das Gespräch, das meine geschätzte Kollegin Jule und ich vor einem halben Jahr mit Jana Schulz geführt haben.

Donnerstag, 19. November 2009

Platte

Sehr cool: Tetris im Plattenbau.

(Edit: Das Spiel hier einzubetten, sah zwar toll aus, zerhackte mir aber das Layout. Deswegen nur noch als Link.)

Mittwoch, 18. November 2009

Go fuck yourself



Ganz davon abgesehen, dass Morrissey sich hier als genau der problematische Charakter entpuppt, für den ich ihn schon lange halte - genauso blöde wie seine Reaktion ist meiner Meinung nach auch die Unsitte, bei Konzerten besoffen in den Vortrag reinzublöken.

Kommander Kaufmann war übrigens in persona dabei.

Dienstag, 17. November 2009

Zwischenstand

Ich hänge mich rein. In die Themen Stadtentwicklung, Stadtkultur, Gentrifizierung. Ich habe mein Thema gefunden, und das beackere ich jetzt. Ich hänge mich da so sehr rein, dass ich mir die Frage stellen muss, ob ich zu dem Bereich überhaupt noch journalistisch arbeiten kann, oder ob ich da befangen bin (und bis jetzt bin ich der Meinung: ich kann es noch). Und dann kommt natürlich die weiter gehende Frage: Weshalb mache ich das überhaupt? Ist das eigentlich Meines, bin ich überhaupt legitimiert dazu, als jemand, der von Gentrifizierungsprozessen womöglich sogar profitiert, als jemand, der, tut mir leid, immer noch mehr Kunsttheoretiker ist als Sozialpraktiker, als jemand, der weder persönlich betroffen ist noch etwas Entsprechendes studiert hat? Keine Antwort, bis jetzt.

Im Hamburger Gängeviertel diskutierten heute abend der Künstler Christoph Schäfer, Professorin Ingrid Breckner von der Hafencity Universität und der Soziologe Andrej Holm, Popstar des Gentrification-Diskurses. Es ging um Stadttheorien, um die Idee von Stadt als Unternehmen und um die Funktion von Orten wie dem Gängeviertel als Widerstandsnester gegen solche Vorstellungen. Und am Ende ging es eben auch darum, dass die Stadt Hamburg versucht, diesem Widerstand die Luft rauszulassen, indem sie dem Gängeviertel eine Perspektive bietet. "Worpswede in der Innenstadt" nannte Schäfer das, und Holm stellte im Bezug auf den US-amerikanischen Ökonomen Richard Florida klar, dass Hamburg eben gar nichts gegen ein Biotop für Künstler hat, solange die sich auf die Kunst beschränken und bitteschön keine weiteren Fragen stellen. Während, das sollte auch nicht verschwiegen werden, von links die andere Behauptung kommt: dass die Künstler nämlich grundsätzlich die falschen Fragen stellen würden, dass das soziale Thema von Künstlern gar nicht angesprochen werden könne, während das Thema Genrifizierung hingegen ein rein soziales Thema sei.

Und plötzlich wusste ich, weswegen ich dabei war. Weil nämlich ich mich ebenso wie das Gängeviertel irgendwo dazwischen bewege, irrlichtere, wenn man so will. Soziale Fragen stelle, ohne auf die Kunst verzichten zu wollen, mich mit Kunst beschäftige, ohne das Soziale zu vergessen. Weil ich nicht Fisch bin und nicht Fleisch.

Nachdem die anschließende Diskussion sich plötzlich um Themen wie "Wir müssen uns auch einmal alle fragen, weswegen wir in den großen Ketten einkaufen und nicht in den kleinen Läden", da hatte ich plötzlich keine Lust mehr und ging lieber Kunst gucken. Die war übrigens toll.

Passend zum Thema mal wieder Musik: die leider nicht mehr existenten Kinderzimmer Productions mit "Irgendwo zwischen" (2004):

Montag, 16. November 2009

Things to make and do

Alle lästern immerüber Stöckchen. Dabei ist das doch ein ganz lustiger Weg, sich übers eigene Leben klarer zu werden. Das folgende habe ich in Hanoi gefunden, es geht darum, was ich schon gemacht habe (x), was ich noch machen möchte (+) und woran ich rein gar kein Interesse habe (-).

(-) Eine Kneipenrunde bezahlen (ich kenne doch gar nicht alle Gäste)
(-) Mit Delfinen im offenen Meer schwimmen (Tierquälerei, denke ich)
(x) Einen Berg besteigen (viele)
(+) Das Innere der Grossen Pyramide von Gizeh besuchen (bei Gelegenheit)
(-) Eine Tarantel auf der Hand halten (besser nicht)
(x) Im Kerzenlicht mit jemandem ein Bad nehmen (schon)
(x) "Ich liebe dich" sagen und es meinen (echt)
(+) Einen Baum umarmen (warum nicht?)
(-) Einen Striptease bis zum Ende hinlegen (wer will das sehen?)
(-) Bungee Jumping ausprobieren (bloß nicht)

(x) Paris besuchen (Mehrfach. Schön da)
(+) Ein Gewitter auf See erleben
(x) Die Nacht durchmachen (als ich noch jung war)
(+) Das Nordlicht sehen (soll ja toll sein, habe ich gehört)
(x) Eine Sportveranstaltung besuchen (blöde Frage)
(x) Den Schiefen Turm von Pisa besteigen (als Kind)
(-) Eigenes Gemuese zuechten und essen (Hm. Bin ein Freund der Arbeitsteilung)
(x) Einen Eisberg beruehren (gelten auch Gletscher? Ja, oder?)
(x) Unter dem Sternenhimmel schlafen (ist kälter als man denkt)
(-) Eine Babywindel wechseln (würde ich falsch machen, sicher)

(-) In einem Heissluftballon fahren (muss ich nicht haben)
(x) Einen Meteoritenhagel beobachten (ich glaube zumindest)
(x) Einen Champagnerrausch haben (erst Champagner, dann anderes, und hinterher war mir dömselig)
(-) Mehr als man sich leisten kann spenden (ich habe ein Problem mit dem Prinzip „Spende“)
(x) Den Himmel durch ein Teleskop anschauen (ich glaube ... irgendwann als Kind, aus einem Hochhaus am Bodensee)
(x) Im unpassendsten Moment einen Lachanfall haben (ständig)
(-) An einer Schlaegerei teilnehmen (wer, bitteschön, will das?)
(-) Beim Pferderennen gewinnen (Pferde sind doof)
(-) Blau machen, obwohl man nicht krank ist (protestantische Arbeitsmoral, und das als Katholik)
(-) Einen Fremden bitten, mit einem auszugehen (bin kein Freund des Dating-Prinzips)

(x) Eine Schneeballschlacht mitmachen (sure)
(x) So laut schreien wie es geht (versuchsweise. Hinterher peinlich berührt)
(?) Eine heimliche Fantasie ausleben (sobald man sie auslebt,ist es ja keine heimliche Fantasie mehr, oder?)
(-) Um Mitternacht nackt baden gehen (ich bade nicht gerne nach Einbruch der Dunkelheit. Geschweige denn nackt.)
(x) In eiskaltem Wasser baden (In kalten Flüssen eben)
(+) Eine richtige Unterhaltung mit einem Bettler führen (Nö. Könnte man aber wirklich mal machen)
(x) Eine Sonnenfinsternis beobachten (1999)
(x) Eine Achterbahnfahrt mitmachen (jaha. Zuletzt mit der „Wilden Maus“, vor ungefähr fünf Jahren)
(-) Einen Elfmeter verwandeln (kein Fußball, never)
(+) Die Aufgaben von drei Wochen irgendwie in drei Tagen erledigen (ist das ehrlich zu schaffen?)

(x) Voellig verrueckt abtanzen, egal wer dabei zusieht (woo-hoo!)
(x) Gluecklich mit dem eigenen Leben sein, wenn auch nur fuer einen Moment (... und auch gerne mal wieder: +)
(x) Zwei Festplatten im Computer haben (was ist daran besonderes?)
(x) Alle Bundeslaender seines Landes besuchen (was heißt „besuchen“? Mal dagewesen zu sein? Dann ja. Zumindest eine Nacht da verbracht zu haben? Dann fehlen Brandenburg und Bremen)
(-) Den eigenen Job in jeder Hinsicht moegen (in jeder Hinsicht? Wer macht das?)
(x) Nach eigenem Ermessen genug Geld besitzen (nach eigenem Ermessen: ja)
(x) Abgefahrene Freunde haben (schon, oder?)
(+) Im Ausland mit einem Fremden tanzen (würde ich wirklich gerne)
(+) Wale in der freien Natur beobachten (ja)
(x) Ein Strassenschild stehlen (und auch hier: als Jugendlicher)

(+) Mit dem Rucksack durch Amerika reisen (USA: nö. Südamerika: sehr gern)
(x) Per Anhalter fahren (früher ständig)
(x) Freeclimbing ausprobieren (ebenfalls: früher)
(?) Im Ausland einen Beamten anluegen, um bloss nicht aufzufallen (lügen?)
(x) Um Mitternacht am Strand spazierengehen (ja. Nordsee)
(-) Mit dem Fallschirm abspringen (ähnliches Thema wie Bungeejumping)
(x) Finnland besuchen (1993)
(-) Laenger an Liebeskummer leiden, als die Beziehung gedauert hat (eigentlich tragen wir aber all unsere Beziehungen weiter mit uns rum, vielleicht also doch?)
(x) Im Restaurant am Tisch mit Fremden speisen (so besonders ist das nicht)
(+) Japan besuchen (würde ich sehr gerne mal)

(-) Eine Kuh melken (wie gesagt: Arbeitsteilung)
(+) Seine CD-Sammlung auflisten (für den iPod)
(-) Vorgeben, ein Superstar zu sein (nö. Ich habe keinen Bezug zum Stardom)
(+) Karaoke singen (Thai-Oase, ich komme)
(x) Einen ganzen Tag lang einfach nur so im Bett bleiben (malkurzaufstehen, was zu essen holen und so ist erlaubt?)
(x) Nackt vor Fremden posieren (am Strand? Weil ich so toll aussehe?)
(-) Mit Sauerstoffflasche tauchen (was soll ich da drunten?)
(-) Zu Ravels Bolero Sex haben (mein Leben ist doch kein Softporno)
(x) Im Regen kuessen (ich wohne in Hamburg ...)
(x) Im Schlamm spielen (Kind ...)

(x) Im Regen spielen (sicher auch irgendwann)
(-) Ein Autokino besuchen (kein Auto)
(?) Etwas ohne Reue tun, was man eigentlich bereuen muesste (Hä?)
(+) Die Chinesische Mauer besuchen (doch, gerne)
(-) Entdecken, dass jemand das Weblog besucht hat, der es nicht kennen sollte (ich schreibe hieröffentlich, also darf jeder alles lesen)
(x) Statt Microsoft Windows etwas besseres verwenden (auf Arbeit)
(x) Ein eigenes Geschaeft gruenden (früher, also: freischaffend)
(x) Sich gluecklich und auf Gegenseitigkeit verlieben (ich hoffe doch)
(x) Eine beruehmte historische Staette besuchen (in so ziemlich jedem Urlaub)
(-) Einen Kampfsport erlernen (eine Stunde Ringen als Kind hat mir gereicht)

(x) Mehr als sechs Stunden am Stueck vor einer Spielkonsole sitzen (PC mit GTA)
(x) Heiraten (2005)
(x) Ins Kino gehen (immer wieder gern)
(x) Jemanden lieben, obwohl es verboten oder unschicklich ist (wild und gefährlich leben, ja!)
(-) Sich scheiden lassen (... will ich eigentlich nicht)
(-) Sex im Buero haben (Don't fuck in the factory)
(+) Fuenf Tage lang ohne Essen auskommen (irgendwann will ich echt mal fasten)
(x) Kekse nach eigenem Rezept backen (naja, Hilfestellung)
(-) Den ersten Platz in einem Verkleidungswettbewerb belegen (ich mag Verkleiden nicht)
(-) In einer Gondel durch Venedig fahren (... und ein Degeto-Film ist mein Leben auch nicht)

(-) Sich taetowieren lassen (verpasst. Und jetzt bin ich zu alt)
(-) Wildwasser-Rafting (umweltschädlich!)
(x) Im Fernsehen als "Experte" auftreten (nicht im Fernsehen. Aber eine Bühne gilt auch, oder?)
(-) Ohne Grund einen Blumenstrauss bekommen (ich habs nicht so mit Blumen)
(x) So besoffen sein, dass man sich an nichts mehr erinnert (aber nicht oft)
(-) Von irgendeiner illegalen Droge abhängig sein (ich hoffe doch: weder von einer legalen noch von einer illegalen)
(x) Auf einer Buehne auftreten (Theater halt)
(-) Las Vegas besuchen (reizt mich so gut wie gar nicht)
(x) Die eigene Musik aufnehmen (hmja. Hoffentlich hört das nie jemand)
(+) Haifisch essen (schmeckt das? Dann gerne)

(+) Thailand besuchen (würde ich sehr gerne mal)
(-) Ein Haus kaufen (nö. Flächenversiegelung sollte man durchaus kritisch hinterfragen)
(-) Eine Kreuzfahrt machen (ist das nicht sterbensöde?)
(x) Mehr als eine Sprache sprechen (absteigendes Niveau: Englisch, Französisch, Portugiesisch, Spanisch, Latein)
(-) Beim Versuch, einen anderen zu verteidigen, selbst verpruegelt werden (will das jemand?)
(-) Einen ungedeckten Scheck einreichen (ich kenne mich mitSchecks überhaupt nicht aus)
(?) Das eigene Kreditkartenstatement lesen und verstehen (Kreditkartenstatement?)
(-) Kinder aufziehen (ich fürchte, das kann ich nicht)
(+) Nachtraeglich das ehemalige Lieblingsspielzeug kaufen und damit spielen (ein Schlagzeug? Sollte ich vielleicht mal machen)
(-) Auf der kompletten Tour seiner Lieblingsmusiker mitreisen (ich habe keine Lieblingsmusiker)

(-) Die eigene Sternenkonstellation bestimmen (glaub ich nicht dran)
(+) Im Ausland eine Fahrradtour machen (bisher eigentlich nicht. Kann man aberruhig mal ausprobieren)
(x) Etwas Interessantes ueber die eigenen Vorfahren herausfinden (ständig)
(-) Den eigenen Bundestagsabgeordneten anrufen oder anschreiben (Johannes Kahrs?)
(-) Mit dem Ex-Geliebten irgendwo von Null neu anfangen (So etwas geht nie gut)
(-) Zu Fuß über die Golden Gate Bridge gehen (och, die USA ...)
(-) Im Auto laut singen und nicht aufhoeren, obwohl jemand zusieht (wie gesagt: kein Auto)
(-) Eine Schoenheitsoperation mitmachen (eigentlich bin ich doch schon schön, oder?)
(-) Einen schweren Unfall unerwartet ueberleben (habe ich noch nie gemacht und hoffe ich auch nie zu machen)
(x) Einen Beitrag fuer eine Zeitung schreiben (naja, das ist mein Beruf)

(-) Über fuenfzig Kilo abnehmen (sollte ich je so schwer sein, dass mir das nicht massiv schaden würde, dann reden wir nochmal darüber)
(x) Jemanden zum Trost in den Armen halten (ja)
(-) Ein Flugzeug fliegen (weshalb?)
(+) Einen Stachelrochen streicheln (fürs Streicheln bin ich immer zu haben)
(x) Das Herz eines anderen brechen (aber ohne Absicht)
(-) Einem Tier beim Gebaeren helfen (ieh!)
(-) Den Job verlieren (bislang habe ich immer gekündigt. Ist eine gute Tradition, die man beibehalten sollte)
(-) Geld bei einer Fernsehshow gewinnen (ich schaue kaum fern. Geschweige denn mache ich mit)
(-) Einen Knochenbruch erleiden (bin ich auch nicht scharf drauf)
(+) In Afrika auf Fotosafari gehen (ja, warum nicht?)

(+) Ein Motorrad fahren (gerne mal ausprobieren)
(x) Mit irgendeinem Landfahrzeug schneller als 220 km/h fahren (ICE)
(-) Ein Piercing irgendwo schulterabwaerts anbringen lassen (nur im Ohr)
(x) Eine Schusswaffe abfeuern (Luftgewehr)
(x) Selbst gesammelte Pilze essen (als Kind)
(x) Ein Pferd reiten (als Kind im Urlaub. War langweilig)
(-) Eine schwere Operation durchmachen (Klopf auf Holz)
(-) Sex im fahrenden Zug haben (ist das so toll?)
(-) Eine Schlange als Haustier halten (so etwas ist doch nicht tiergerecht, oder?)
(-) Durch den Grand Canyon wandern (wie gesagt: die USA interessieren mich herzlich wenig)

(-) Einen ganzen Flug durchschlafen (bin ich immer viel zu aufgeregt zu)
(-) Im Verlauf von zwei Tagen laenger als dreissig Stunden schlafen (ich denke nicht)
(x) Mehr fremde Nationen als deutsche Bundeslaender besuchen (Frankreich, Niederlande, Dänemark, Polen, Österreich, Schweiz, Norwegen, Schweden, Finnland, Lettland, Ungarn, Italien, Spanien, England, Irland, Türkei, Griechenland, USA ... strike!)
(+) Alle sieben Kontinente bereisen (fehlen noch: Australien und Südamerika. Müsste zu schaffen sein)
(-) Eine Kanureise machen (langweilig, oder?
(+) Kaengurufleisch essen (gerne, wenns schmeckt)
(-) Sich an einer historischen Mayastaette verlieben (was ist denn das für eine blöde Frage?)
(-) Sperma oder Eizellen spenden (ichhabe meine Zweifel, dass das jemand möchte)
(x) Sushi essen (kann man mal machen)
(x) In der Zeitung das eigene Foto finden (häufig genug)

(x) mindestens zwei glueckliche Partnerbeziehungen im Leben haben (mindestens eine davon ist ja leider immer unglücklich zu Ende gegangen)
(x) Jemanden in einer Angelegenheit ueberzeugen, die einem am Herzen liegt (klappt nicht immer. Und manchmal hat das Herz ja auch unrecht)
(x) Jemanden wegen dessen Handlungsweise rauswerfen (ja)
(-) Nochmal zur Schule gehen (bloß nicht)
(-) Gleitschirm fliegen (eigentlich nicht)
(-) Den eigenen Namen aendern (der ist schon okay so wie er ist)
(+) Eine Kakerlake streicheln (wenn die das möchte)
(+) Gruene Tomaten braten und essen (gerne)
(+) Die Ilias von Homer lesen (irgendwann)
(x) Einen Autor aussuchen und lesen, den man in der Schule verpasst hat (Thomas Mann und Uwe Johnson fallen mir da ein)

(-) Im Restaurant Loeffel, Teller oder Glaeser fuer zu Hause mitgehen lassen (nein. Wer macht so was?)
(x) Eine kuenstlerische Taetigkeit als Autodidakt erlernen (Fotografieren, mal so als Beispiel. Oder Bassspielen)
(+) Ein Tier eigenhaendig toeten, zubereiten und essen (als kultische Handlung vielleicht?)
(x) sich bei jemandem Jahre nach einer Ungerechtigkeit dafür entschuldigen (ja. Hat sich nichtmal erinnert)
(+) Nie an Klassentreffen teilnehmen (Nie! Bisher habe ich es ganz gut durchgehalten)
(-) Sex mit jemandem haben, der halb oder doppelt so alt ist wie man selbst (kann ich mir gar nicht vorstellen)
(-) In ein öffentliches Amt gewaehlt werden (Klassensprecher? Nö, das zählt wohl nicht)
(-) Selbst eine Computersprache entwickeln (kann ich nicht)
(-) Erkennen duerfen, dass man den eigenen Traum tatsaechlich lebt (ich finde die Idee „Lebe deinen Traum“ grundsätzlich hinterfragbar)

(-) Jemanden, den man liebt, in Pflege geben muessen (ich hoffe nicht)
(-) Selbst einen Computer aus Einzelteilen zusammenbauen (wie gesagt: bin ich zu doof)
(+) Ein selbstgemachtes Kunstwerk an einen Fremden verkaufen (wer möchte, darf sich melden)
(-) Testrunde in einem Ferrari fahren (Autos sind doof)
(x) Selbst einen Stand auf einem Straßenfest haben (Flohmarkt zählt, oder?)
(-) Sich die Haare faerben (ich will so bleiben wie ich bin)
(-) Als DJ auftreten (da gibt es auch Interessanteres)
(-) Verhaftet werden (ich glaube ... nö)

Sonntag, 8. November 2009

Kindergeschichte

Über Weihnachtsmärchen im Theater kann man so oder so denken. Auf der einen Seite: Das Theater schafft für die nachfolgende Generation überhaupt einen ersten Kontakt mit der Bühnenkunst. Das Theater holt Geld rein um die knappen Etats zu entlasten, weil das Haus monatelang mit Schulklassen, Sportvereinen und Jugendgruppen ausgebucht ist. Und: Märchenspiel kann aus Theatersicht unglaublich viel hergeben. Das ist das eine. Das andere: Der Theaterbetrieb ist über Monate lahm gelegt. Und: Weihnachtsmärchen sind häufig kein dramaturgisch kluges Kinder- und Jugendtheater, Weihnachtsmärchen sind häufig bloße Unterhaltung, zwischen öder Niedlichkeit, Effekthascherei und biederer Moral angelegte Pflichtübung, die nichts mit den echten Problemen von Kindern zu tun hat.

Zumindest letzteren Schuh muss sich das Hamburger Schauspielhaus nicht anziehen. "Krabat", "Tintenherz" und aktuell "Pünktchen und Anton" mögen in mancher Hinsicht kritisierbar sein, falsche Schonung tun sie ihrem Publikum voller Schrecken und Abgründigkeit nicht an. Aber: Blieben "Krabat" und "Tintenherz" mit ihrer märchenhaften Handlung allgemein, ist Kästners "Pünktchen und Anton" in einer ganz klaren sozialen Situation verortet: Im Berlin der 20er. Die handlungsprägende Schere zwischen Arm und Reich ist weit geöffnet, da können die Kinder des Jahres 2009 gut ihre eigene Umgebung mit Kopfpauschale und Hartz IV wieder erkennen.
Regisseurin Katharina Wienecke aber rettet sich in die Weimarer Republik. Die Figuren tragen Schiebermütze und Zylinder, Juliane Koren berlinert als dicke Köchin Berta herzerweichend, und neben mir fragt ein ungefähr sechsjähriger Junge seine Mutter, wieviel man denn am Theater verdiene: "Ist das mehr als Papa?" Die Mutter lacht: "Nein, das ist viel weniger." Gut, es braucht nicht viel, um mehr als ein Schauspieler zu verdienen, trotzdem ist es bezeichnend, dass hier selbst kleine Kinder das Haushaltseinkommen zum Distinktionsgewinn nutzen.
Überhaupt, diese Kinder: Ausstaffiert im Kostümchen, im Anzug mit Krawatte und Fliege, frisch gefönt werden sie von Mutter, Au Pair und Kindermädchen ins Schauspielhaus geführt. Was hat das, was sie hier zu sehen bekommen, mit ihrem Leben zu tun? Hoffentlich nichts, die Regie schiebt es schon weit genug in die Vergangenheit, auf dass niemand auf die Idee kommen möge, dass der eigene Reichtum etwas damit zu tun habe, dass es anderen nicht so gut geht.

Ich habe Angst vor diesen Kindern.

Dienstag, 3. November 2009

Im Wald. Hinter den Bergen.

Der geschätzte Don Alphonso schreibt über Lokaljournalismus. Und kommt zu dem Schluss, dass der Lokaljournalismus schlecht ist: Die Autoren sind uninspiriert, zeigen keinerlei Engagement, sind unterbezahlt. Der Don berichtet von einem Tageszeitungsredakteur, der bei ihm zur Untermiete gewohnt habe und von 700 Euro netto im Monat leben musste, was mir allerdings sehr wenig erscheint. Wir reden, soweit ich das richtig sehe, von Ingolstadt, da erscheint der Donaukurier – und die sind doch tarifgebunden, nein? Und selbst bei untertariflicher Bezahlung: 700 Euro? Egal, dass Journalisten schlecht bezahlt werden, ist bekannt.

Auf jeden Fall erinnerte ich mich beim Lesen an meine ersten Gehversuche als Lokaljournalist. In einem Kaff im Hintertaunus. Wir waren ein kleines, lustiges Team, das fröhlich die tägliche Lokalausgabe einer regionalen Mantelzeitung zusammenkloppte. Waren wir uninspiriert? Kaum. Zeigten wir kein Engagement? Doch, wohl taten wir das. Waren wir unterbezahlt? Natürlich (wobei trotzdem mehr als 700 Euro übrig blieben). Untalentiert, ohne Ideale, zu blöd für einen ordentlichen Job? Doch, so lauten die Vorwürfe in Dons Kommentarspalte, ganz ohne Ironie.
Aber mal ernsthaft: Woran lag es, dass das Blatt trotz unseres Engagements, trotz unseres Talents, trotz unserer Ansprüche schlecht war? Zum Heulen schlecht?

Es lag daran, dass ein gutes Blatt gar nicht gewollt war. Man kann als Journalist natürlich darauf verzichten, Vereinsberichterstattung zu machen, man kann hart politisch recherchieren (und sage niemand, dass das Lokale da keine Themen biete. Die liegen auf der Straße, von der Auftragsvergabe für die Sanierung des Gemeindehauses bis zur nicht ganz korrekt verlaufenen Grundstücksverteilung im Neubaugebiet), man kann die Herrschenden mit Fakten angehen. Nur interessiert das keinen. Die Leute wollen das nicht lesen, die erwarten das nicht mal. „Ach, euch les’ ich nicht, bei euch stehen doch nur Berichte über den Kaninchenzüchterverein“ – wie häufig habe ich so etwas gehört. Da konnten wir noch so deutlich sagen, dass wir keine Vereinsberichterstattung machten, das wurde einfach nicht wahrgenommen. Die einzigen, die es wahrnahmen, waren die Kaninchenzüchter. Und die hassten uns dafür.
Talentiert, engagiert, unterbezahlt. Gehasst, nicht ernstgenommen. Es war keine gute Zeit, im Hintertaunus. Und dann vergisst man über kurz oder lang mal, dass man Talent hat, dann schreibt man einen Text, der sprachlich suboptimal ist, dann zersägt man ein Argument, dann formuliert man eine Meinung, die eben doch nicht durch so eine gründliche Recherche gedeckt ist, wie sie eigentlich sein sollte. Und, zack!, hauen sie auf einen drauf. Weil sie einen noch nie gemocht haben, weil sie nur eine Gelegenheit gesucht haben, zu beweisen, dass die Herren und Damen Journalisten keine Ahnung haben. Zu blöde sind für einen ordentlichen Job.
Entschuldigen diese Erfahrungen schlechten Journalismus? Auf keinen Fall. Erklären sie ihn? Ein bisschen.

Seit Jahren bin ich weg, keinen Tag habe ich es bereut, den Lokaljournalismus aufgegeben zu haben. Aber klar ist mir: Es ist wichtig, dass es Leute gibt, die diesen Journalismus gut machen. Und noch wichtiger ist, dass es Leser gibt, die wissen, was sie an dieser Art Journalismus haben. Insbesondere bei letzterem habe ich große Zweifel, nachdem ich Dons Text und die entsprechenden Kommentare gelesen habe, erst recht.

Aus der Bandschublade

Die Bandschublade war einmal ein Musikblog. Es ging um Bands, die mir einmal wichtig waren. Bands, die ich vergessen habe. Bands, die mir ein bisschen peinlich sind. Bands, zu denen ich grundsätzlich mal etwas sagen wollte. Bands, die ich heute immer noch gerne höre. Die Bandschublade ist heute: Ein Blog über alles und jedes. Ein Blog über Kunst und Kultur. Ein Blog über Politik. Ein Blog über das Leben in der Stadt. Ein Blog über mich und dich und uns. Und auch ein Musikblog, immer noch. Kommentare sind im Rahmen der üblichen Freundlichkeitsgepflogenheiten erwünscht, natürlich.

Der Autor

Falk Schreiber, Kulturredakteur, Hamburg / Kontakt: falk (dot) schreiber (at) gmx (dot) net / Mehr im Web: Xing, Facebook und Myspace

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